Geboren 1978 als ältestes von drei Geschwistern in einer Arztfamilie war mein Weg fast schon vorgegeben. Das Heilen liegt in der Familie, so dachte ich lang.

Nach dem Abitur und einem kurzen Exkurs bei den Streitkräften (…Sanitätssoldat und mäßig begabte Krankenschwester) begann ich 1997 mein Medizinstudium. Beseelt vom Gedanken, Menschen zu helfen oder sogar zu heilen, entschied ich mich an dessen Ende für die Anästhesie. Von vielen Medizinern als Hilfsabteilung – Dienstleister für die „richtigen“ Ärzte – belächelt, konnte ich dort sehr früh selbst Verantwortung für die „eigenen“ Patienten übernehmen.

Schnell stellte sich dann die Intensivmedizin als mein weiterer Weg heraus. Hier, so dachte ich, ist der Ort, wo das Wunder geschieht oder neudeutsch: „where the magic happens“ – endlich kann ich also Patienten so richtig helfen. Es folgten die Spezialisierung für die Intensivmedizin, der Notfallmediziner durfte auch nicht fehlen, eine Ausbildung in der Palliativmedizin schloss sich an.

Wie kam ich zur Aromatherapie?

Im Medizinstudium, der weiteren Ausbildung zum Facharzt und auch in jedweder Subspezialisierung gibt es ein wesentliches Merkmal in der Wissensvermittlung: Evidenz – das Handeln nach auf aktuellen Forschungsergebnissen basierenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ah ja….?! Die Schulmedizin kommt ohne die Evidenz heute nicht mehr aus, alles medizinische Handeln soll sich daran ausrichten, was nachweisbare Vorteile für den Patienten hat. Hier ergaben sich für mich zwei Probleme, die mein weiteres Berufsleben entscheidend beeinflussen sollten:

– Wer legt fest, was für einen Patienten einen „Vorteil“ darstellt?

– Welchen Preis darf dieser Vorteil haben, sowohl in Bezug auf emotionale und körperliche Nebenwirkungen als auch finanziell?

Der erste Punkt ist aus rein schulmedizinischer Sicht schnell beantwortet: Für den Arzt bemisst sich der Nutzen einer Therapie für den Patienten meist an der gewonnenen Lebenszeit. Wie diese Lebenszeit aussieht, ist der Statistik völlig egal. Für den Betroffenen dagegen spielt es zweifellos eine entscheidende Rolle, wie er sein Leben in dieser Zeit verbringt.

Plakativ gesprochen – Drei Monate länger leben, dafür fünfzig Prozent der Zeit ans Bett gefesselt, erscheint den wenigsten ein guter Deal zu sein.

Der zweite Punkt schließt sich direkt an den ersten an: Wenn ich von statistisch gesehen noch zwei Jahren Lebenszeit die Hälfte in Bett oder Krankenhaus verbringe, ist das ein erheblicher Verlust an Lebensqualität – sowohl körperlich als auch emotional. Von den meist utopischen persönlichen Kosten solcher therapeutischen Wohltaten für den Betroffenen mal ganz abgesehen – wer kann für ein Individuum festlegen, welchen körperlichen, finanziellen oder emotionalen Preis derjenige zu zahlen hat, um in den Genuss dieses „Vorteils“ an Lebenszeit zu kommen?

Diese Gedanken beschäftigten mich zunehmend – und plötzlich traten die ätherischen Öle in mein Leben. Ich konnte ganz wider meine Natur als Schulmediziner plötzlich keinen Gefallen mehr an Evidenzen finden, weil es in diesem Bereich kaum welche gibt, die modernen wissenschaftlichen Betrachtungen standhalten.

Stattdessen gibt es tradiertes Wissen, teilweise tausende Jahre alt. Pflanzen und deren Inhaltsstoffe werden seit Urzeiten und durch alle Kulturen und auf allen Kontinenten für medizinische Zwecke verwendet. In der Schulmedizin wird dieses alte Wissen schon durch die Verwendung des Begriffs „Alternativmedizin“ gnadenlos herabgewürdigt, obwohl genau dort die Wurzeln der heutigen Medizin liegen.

 

Eine Zeit lang war es für mich in diesem Spannungsfeld völlig in Ordnung, beides zu praktizieren. Die klassische Schulmedizin kombiniert mit den so wertvollen Möglichkeiten, die uns die ätherischen Öle bieten. Auch für die mir anvertrauten Patienten war dies ein großer Gewinn, wir haben gemeinsam unglaubliche Erfahrungen machen dürfen. Sei es die Angst vor einer Narkose und Übelkeit danach. Sei es der erholsame Schlaf trotz blinkender und piepsender Geräte und auch nachts gut gelaunter Pflegekräfte auf der Intensivstation oder das so lange herbeigesehnte „Abführen“ nach einer großen Operation. In diesen und unzähligen anderen Situationen konnten die ätherischen Öle großartig unterstützen.

Beeindruckt von diesen Erfahrungen beschloss ich im Sommer 2021, meinen Fokus mehr auf die ätherischen Öle zu richten und die Schulmedizin und das Wissen über die Abläufe rund um den menschlichen Körper seinerseits zur Hilfsdisziplin zu machen. Ich begann ein Studium der Aromatherapie, um mein Wissen im Bereich der Anwendung ätherischer Öle zu vervollständigen. 

So vorbereitet ging mein Dasein als angestellter Arzt im Jahr erst einmal 2021 zu Ende, seit Januar 2022 bin ich selbständig und bereite für Euch meine Kurse vor. Seit 2023 arbeite ich in Teilzeit in einer Hausarztpraxis – weil mich die Medizin nicht ganz loslässt und ich auch dort mit den ätherischen Ölen Gutes tun kann.

Ich freue mich wahnsinnig auf die gemeinsame Zeit mit jedem von Euch und hoffe, auch Euer Leben bereichern zu können.